Martin von Tours, dieser Name ist vielen ein Begriff. In den Kindergärten wird ein richtiges kleines Fest gefeiert, mit einem Laternenumzug und der Mantelteilung, die von den Kindern nachgespielt wird.
Martin, geb. 316, wuchs im heutigen Ungarn auf. Seine Jugend verbrachte er in der Heimat seines Vaters in Italien.
Martin fügte sich den Wünschen seines Vaters und trat in dessen Fussstapfen, er schlug eine berufliche Laufbahn beim Militär ein. Mit jungen 15 Jahren kam er zur Leibwache des Kaiser Konstantin des 2.
Da er aber vor seiner Militärkarriere in Berührung mit dem Christentum kam, konnte er sich mit seiner Arbeit nicht identifizieren. Er fühlte sich unwohl und suchte immer wieder Trost im Christentum.
Martin war in einer Reitertruppe aufgestellt. Bei einem Heimritt im Winter wurde er am Stadttor auf einen armen, unbekleideten Mann aufmerksam. Sein Inneres hat ihm gesagt, er müsse dem armen Mann helfen. Nach kurzem Überlegen und Zögern hat er seinen schweren, warmen Militärmantel von den Schultern genommen und ihn mit seinem Schwert in 2 Teile geteilt. Einen Teil hat er dem armen Mann überreicht, den anderen Teil hat er sich selber wieder um die Schulter gehängt.
Diese Tat ist bis heute nicht in Vergessenheit geraten und wird jedes Jahr an seinem Namenstag, dem 11. November, bei den Martinsumzügen durch das Nachspielen von den Kindern wieder in unser Gedächtnis gerufen.
Seiner Bitte, aus dem Militärdienst entlassen zu werden, wurde erst nach einer 20-jährigen Dienstzeit nachgegangen.
Mit 36 Jahren wurde Martin von Hilarius, der später Bischof wurde, getauft. Somit wurde sein Leben unumgänglich mit dem Christentum verbunden.
Martin zog sich als Einsiedler auf eine Insel in Genua zurück. Dort wurde er bald von seinen vielen Anhängern wieder aus der Einsiedelei zurückgeholt. Er reiste viel und in dieser Zeit konnte er viele Menschen zum christlichen Glauben bekehren. Als Ratgeber und Nothelfer wurde Martin bald überall bekannt.
Nach 10 Jahren etwa wurde in Tours ein neuer Bischof gesucht. Die Menschen wollten unbedingt den Martin an dieser wichtigen Stelle wissen, nur dieser wollte das nicht.
Er wollte weiterhin in aller Ruhe seinen Mitmenschen helfen.
Er versteckte sich in einem Gänsestall, doch wurde er durch deren aufgeregtes Geschnatter verraten. (Ist das der Grund, warum heute am Martinstag ein Martinigansl gegessen wird?)
Schließlich willigte Martin doch ein und am 4. Juli 372 wurde er zum Bischof von Tours geweiht!
Am 8. November 397 starb der Heilige Martin auf einer seiner Seelsorger-Reisen in einer Stadt seines Bistums. Er wurde am 11. November unter Anteilnahme seiner Anhänger und der Bevölkerung beigesetzt.
Bei den Laternenfesten am 11.11., auch Martinsumzüge genannt, wird der Geist vom Heiligen Martin von Tours gelebt. Die Kinder sollen Licht in die Herzen ihrer Mitmenschen bringen, sie sollen Teilen und dabei lernen, dass auch den armen Menschen Hilfe zusteht, diesen vielleicht besonders!
Da wir ja nicht jedes Jahr einen Mantel zerteilen wollen, wurde diese Geschichte etwas abgewandelt und die Kinder verteilen „Martinskipferl“. Jedes Kind nimmt sich ein Kipferl und teilt es mit jemand! Hier ein Rezept dazu:
Martinskipferl
Zutaten:
200 g Magertopfen, 1 Prise Salz, 6 Eßl. Milch, 100 g Zucker, 1 Ei, 6 Eßl. Öl, 400 g Mehl, 1 Pkg. Backpulver, Rosinen nach Geschmack, zum Bestreichen Eigelb, zum Belegen des Blechs Backpapier.
Zubereitung:
Topfen, Salz, Milch Öl, Ei und Zucker in einer Schüssel glatt rühren. Rosinen zugeben. Die Hälfte des Mehls mit dem Backpulver zu der Quarkmasse sieben und unterrühren, das restliche Mehl unterkneten.
Aus dem Teig kleine Kipferl formen, mit Eigelb bestreichen.
Backzeit: 15 - 20 Minuten bei 190°C
Gutes Gelingen!
Zum Abschluss möchte ich euch noch meine Lieblingslegende vom Hl. Martin lesen lassen:
Martin teilt seinen Mantel
Zur Zeit des heiligen Martin galt ein kaiserliches Edikt, wonach die Söhne von Berufssoldaten zum Kriegsdienst gezogen wurden. Dadurch wurde auch Martin, gegen seinen Willen, mit 15 Jahren zum Militärdienst eingezogen. Noch war Martin nicht getauft; aber in allem verhielt er sich nicht, wie sich sonst Soldaten verhielten: Er war gütig zu seinen Kameraden, wunderbar war seine Nächstenliebe. Seine Geduld und Bescheidenheit überstiegen die der anderen bei weitem. Seine Kameraden verehrten ihn und hielten ihn schon damals mehr für einen Mönch als einen Soldaten. Denn, obwohl noch nicht getauft, zeigte er ein Verhalten wie ein Christ: Er stand den Kranken bei, unterstützte die Armen, nährte Hungernde, kleidete Nackte. Von seinem Sold behielt er nur das für sich, was er für das tägliche Leben benötigte.
Eines Tages, als Martin nichts außer Waffen und dem einfachen Soldatenmantel bei sich trug, begegnete er mitten im Winter, der von so außergewöhnlicher Härte war, dass viele erfroren, am Stadttor von Amiens einem nackten Armen. Dieser flehte die Vorbeigehenden um Erbarmen an. Doch alle liefen an dem Elenden vorüber. Da erkannte Martin, von Gott erfüllt, dass der Arme, dem die anderen keine Barmherzigkeit schenkten, für ihn da sei.
Aber was sollte er tun? Außer seinem Soldatenmantel hatte er ja nichts. Also nahm er sein Schwert und teilte den Mantel mitten entzwei. Den einen Teil gab er dem Armen, in den anderen Teil hüllte er sich wieder selbst. Etliche der Umstehenden begannen zu lachen, denn Martin sah mit dem halben Mantel kümmerlich aus. Viele jedoch, die mehr Einsicht hatten, bedauerten sehr, dass sie nicht selbst geholfen hatten, zumal sie viel wohlhabender als Martin waren und den Armen hätten bekleiden können, ohne sich selbst eine Blöße zu geben.
In der folgenden Nacht, als Martin in tiefem Schlafe lag, sah er Christus mit seinem halben Soldatenmantel bekleidet, den er dem Armen gegeben hatte. Ihm wurde befohlen, er solle sehr aufmerksam den Herrn und das Kleidungsstück, das er verschenkt habe, ansehen. Dann hörte Martin Jesus mit lauter Stimme zu der umstehenden Engelschar sprechen: „Martin, der noch Katechumene Taufbewerber) ist, hat mich mit diesem Mantel bekleidet". Jesus Christus dachte dabei tatsächlich an seine eigenen Worte, die er einst gesprochen hatte: „Was immer ihr einem Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan" (Mt 25, 40). So bekannte Jesus Christus, dass er in dem Armen von Martin bekleidet worden ist. Um den Wert eines so guten Werkes zu bestätigen, zeigte er sich in eben diesem Mantel. Dieses Traumgesicht verführte Martin aber keineswegs zu menschlicher Ruhmsucht. Er erkannte in seiner Tat vielmehr die Güte Gottes. Und als er 18 Jahre alt war, ließ er sich taufen.
© Prof. Dr.theol. Manfred Becker-Huberti, Köln
Bildquelle Pixabay / Relief Hl. Martin * Caniceus / Kipferl * theplanetbaker
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